Hebammenverband kritisiert Haftpflichtausgleich der Krankenkassen

Licht-Bild Aktion in Berlin des deutschen Hebammenverbandes
Dank steigender Haftpflicht Engpässe spürbar (Quelle: DHV)

Trotz des sogenannten Sicherstellungszuschlags der gesetzlichen Krankenkassen müssen Hebammen ab Juli mindestens 1.954 Euro der Haftpflichtprämie selbst bezahlen.

Zudem erhält nur ein Teil der betroffenen Hebammen diesen Zuschlag. Er ist damit kein echter Ausgleich und bietet, da er rückwirkend auf Antrag ausgezahlt wird, keine Planungssicherheit für Hebammen. Zusätzlich zahlen die privaten Krankenkassen derzeit keinen Ausgleich für die Haftpflichtkosten. Die betroffenen rund 2.600 freiberuflich in der Geburtshilfe tätigen Hebammen begleiten 21% aller Geburten in Deutschland – in Kliniken, in Geburtshäusern und zu Hause.

„Wenn wir nicht endlich eine tragbare Lösung bekommen, steigen die Haftpflichtprämien jährlich weiter und immer mehr Hebammen steigen aus dem Beruf aus“, meint Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands. „Wir haben einen Haftpflichtausgleich noch nicht mal auf dem Papier“, so Präsidiumsmitglied Katharina Jeschke, die die Verhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen führt. Ende April hatten rund 1.500 Hebammen den Sicherstellungszuschlag beim GKV-Spitzenverband beantragt. Das bedeutet, dass zehn Monate nach Inkrafttreten des Zuschlags ein Großteil der betroffenen 2.600 Hebammen immer noch keinen Ausgleich bekommen hat. Die Vergütung der Hebammen ist gleichzeitig mit dem Einsetzen des Sicherstellungszuschlags verringert worden, so dass Hebammen die Haftpflichtkosten auch hiermit nicht mehr ausgleichen können. Der Deutsche Hebammenverband klagt aktuell vor dem Berliner Sozialgericht gegen die Regelungen. Der Hebammenverband fordert eine echte Lösung der Haftpflichtproblematik, beispielsweise durch einen Haftungsfonds.

Seit Jahren steigen Hebammen aufgrund der Haftpflichtproblematik aus der freiberuflichen Geburtshilfe aus oder geben ihren Beruf sogar auf. Ein Mangel an Hebammenhilfe zeigt sich mittlerweile bei Geburten, bei der Schwangerenvorsorge und der Wochenbettbetreuung. Nicht mehr jede Frau findet eine Hebamme für eine außerklinische Geburt oder eine Wochenbettbetreuung. Doch auch in den Kliniken zeigt sich der Rückgang: In den vergangenen Monaten mussten immer wieder Kliniken ihre Kreißsaaltüren schließen, weil sie keine freiberuflichen sogenannten Beleghebammen mehr finden konnten – beispielsweise aktuell in Niebüll und Schmalkalden.  

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